Andreas Pieper über den WM-Hattrick, seine Wahl-Heimat Schweiz und die Lust am Zerstören

Du bist vor einem halben Jahr in die Schweiz gezogen. Trotzdem sieht man dich im Park und an den Schweizer Turnieren eher selten. Schlecht integriert oder gibt’s andere Gründe?

Nein, die Integration via Kubb ist super, es ist ein sehr kontaktfreudiges Spiel und ich kenne dank Kubb schon jede Menge Leute hier. Das Problem ist eher die Arbeit. Als Bauingenieur sind 60-Stunden-Wochen keine Seltenheit, da beleibt sehr wenig Zeit. Und ich bin erfolgsverwöhnt. In einem Team mit JJ und Schneusi zu spielen, ist klasse. Mit schlechten Spielern, macht es mir hingegen weniger Spass. Aber auch mit den Kubb’Ings konnte ich diese Saison erst wenig Turniere spielen.

Und wie läuft’s in Rostock, wird auch ohne dich gekubbt?

Dort wird mittlerweile auch weniger trainiert. So richtig viel gespielt, haben wir aber nur während unserer Studienzeit in Wismar 2009 / 2010. Meist forderten wir uns Eins-gegen-Eins heraus. Um uns gegenseitig zu schlagen, entwickelte jeder seine Spezialsierungen. In dieser Zeit haben wir uns viel mit Kubb beschäftigt. Trotzdem fanden wir es immer schon krass, wie viel in der Schweiz gekubbt wird. Es wundert uns schon seit über zwei Jahre, dass wir immer noch zuvorderst mitspielen…

Ihr trainiert also seit 2010 fast nicht mehr und werdet zwei Mal in Folge Weltmeister. Was machen wir Schweizer falsch? Bringt Training nichts?

Klar hat man mehr Routine und macht weniger Standardfehler, wenn man viel spielt. Ab einem gewissen Niveau, hat Training aber einen immer kleineren Einfluss. In der Schweiz wird intensiv gespielt und das durchschnittliche Niveau ist deutlich höher als in anderen Ländern. Aber die wirklich guten Spieler, sind alle in unterschiedlichen Teams. Würden die sich zusammentun, wär’s ätzend für die anderen Länder! Mir ist in Schweden auch aufgefallen, dass ihr die einzelnen Spieler zu starr einsetzt. Bei Kubb’Ings gibt es keine feste Reihenfolge, nur Präferenzen. Jede Situation wird zuerst genau beurteilt und erst im Spiel entschieden. Wir versuchen auch immer rauszukriegen, wer auf Hinten gerade einen Lauf hat. Bei drei ist das einfach.

Wie funktioniert das im sechser Team? Verrätst du euer Erfolgsrezept?

Den Lead übernehmen auch im sechser Team die Stamm-Kubb’Ings. Unser Erfolgsrezept ist 1. „effektiv auf vorne“. Da machen wir nur sehr wenige Fehlwürfe. Wir suchen immer nach Lösungen, um so wenig Würfe wie möglich aufzuwenden, im dem wir 2. die „Spezialisierungen der Einzelnen“ optimal einsetzen. Im WM-Finalspiel 2013 gegen „Menage a trois“ erarbeiteten wir uns beispielsweise Doppelt so viele Würfe auf Hinten raus. Dann kommt der 3. Punkt ins Spiel: „ekelhaft auf Hinten“. Wenn wir vorne alles mit zwei Würfen räumen, hinten drei mitnehmen und noch einer für den König bleibt, ist das nicht schön… Und 4. „genaue Analyse“ – sowohl bei der Rheinfolge der Spieler, als auch beim Aufstellen der Kubbs. Gerade bei den Schwedensets ist das massiv wichtig. Wir diskutieren unglaublich lange, laufen auch mal auf die gegnerische Seite, um die Situation genau beurteilen zu können.

Und kurz gesagt: Was zeichnet Kubb’Ings aus?

Kurz gesagt, wir  machen weniger Fehler als die Gegner und  je stärker der Gegner, desto stärker werden wir. Wir glauben daran, gegen alle gewinnen zu können!

Wie wichtig ist der der Teamspirit? Hat es damit zu tun, dass ihr nach der erfolgreichen Titelverteidigung dieses Jahr in einer neuen Formation antretet?  

Es kann mal Spannungen im Team geben, aber während dem Spiel treten wir immer als Einheit auf. Deshalb hat es nicht ganz gestimmt, als die Gipfelstürmer während der WM immer ihr rotes Teamtrikot trugen. Der fehlende Teamspirit war jedoch weniger das Problem. Dass wir dieses Jahr in einer neuen Formation spielen, ist auch absolut keine leistungsbezogene Entscheidung. Immer haben sich die Leute an den Turnieren bei uns über das Verhalten der Gipfelstürmer beklagt – damit wollten wir nicht weiter in Verbindung gebracht werden. Wir hätten aber gerne weiterhin mit Jais gespielt.

Und wer macht dieses Jahr die perfekten Haufen?

Das werden wir erst am Freitag vor der WM entscheiden. Wenn wir uns in Schweden erstmals gemeinsam einspielen und mit anderen Teams messen.

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Andreas Pieper feiert den zweiten WM-Titel

Mit wem spielt ihr dieses Jahr? Welche Siegeschancen räumst du der neuen Kubb’Ings-Zusammensetzung ein?

Mit David, als klare Verstärkung für das Team, spielen dieses Jahr erstmals alle Stamm-Kubb’Ings mit. Kiff ist wie gehabt unser Mann für den ersten oder zweiten Wurf und Robby schluckt den Müll. Was Robert kann, wissen ja alle. Unser sechster Mann in diesem Jahr ist WM-Neuling Klaus vom Ahoi Beach Club. Er übernimmt das, worauf er gerade Lust hat. Unsere Siegeschancen schätze ich auf 12,5 Prozent. Jedes der letzten acht Teams kann gewinnen. Wenn wir am Samstag die beiden schwierigsten Spiele, das erste Gruppenspiel und den 8tel-Final, gewonnen haben, könnte ich eine genauere Sieges-Prognose geben.

Jetzt hast du viel zu deinen Mitspielern gesagt aber nichts zu dir. In einem früheren Gespräch hast du deine Hinten-Quote auf 80 Prozent geschätzt und auch vorne zeigen deine Treffer häufig grosse Wirkung. Wie macht man das?

Ich spiele mit möglichst wenig Freiheitsgrad. Ich benutze nur den Arm, wippe vielleicht noch ein wenig, aber mache möglichst wenig Körperbewegung. Auf Hinten spiele ich immer mit einer 180 Grad-Rotation, vorne teilweise auch mit Zero-Rotation. Der einfachste ist der direkteste Treffer. Und mein Primärziel ist Zerstören!

 


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Kommentare

2 Antworten zu „Andreas Pieper über den WM-Hattrick, seine Wahl-Heimat Schweiz und die Lust am Zerstören“

  1. […] Ebenfalls sehr beliebt waren die diversen Interviews mit Kubbspielern. Am meisten geklickt wurde Dög, vor Beno und Pieper. […]

  2. […] aber schlussendlich werden sie sich an den Kubbings einmal mehr die Zähne ausbeissen, trotz Wissen um ihr Erfolgsgeheimnis… Aussenseiterchancen: Blue/Orange, Mulde Fritidsby (Schweden), Gipfelstürmer und Freunde […]

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